Der Dax war schon geschlagen, die wichtigste Unterstützung bei 4565 gebrochen und viele Händler stellten sich auf fallende Kurse ein und dann aus dem Stegreif die 180-Grad-Wende. Der Markt schoss 10 Prozent nach oben, angetrieben von einer Mischung aus Short-Eindeckungen, reinströmenden Investitionsmilliarden die auf etwas tiefere Kurse gewartet hatten und Neuinvestoren, die die Konjunkturdaten der letzten Tage als Trendwende einschätzten. Frank Meyer von N-TV bezeichnete die Entwicklung der letzten Tage als „Crash nach oben“ und irgendwie war es auch so etwas. Ob tatsächlich der Kommentar einer blonden US-Analystin der Grund war, man mag es glauben oder auch nicht, es spielt auch keine Rolle.

 

Und jetzt? Wie geht’s weiter? Fragen Sie 5 Händler und Sie bekommen 6 Antworten. Nur in einem sind sich alle einig: Es ist wahnsinnig schwer einzuschätzen. Die Konjunktur scheint –zumindest vorläufig - einen Boden gefunden zu haben. Besonders Asien scheint sich zunehmend abzukoppeln und dem Westen eine lange Nase zu machen. Ob wir davon im großen Stil profitieren ist noch sehr fraglich, da die asiatischen Staaten zunehmend Selbstversorger werden und auch in High-Tech-Bereichen nur noch bedingt auf Europa angewiesen sind. Die „green shots“ (herrliches Modewort für „zarte Hoffnungspflänchen“) aus Amerika scheinen mir – abgesehen von den gedopten und obendrein geschönten Bankbilanzen – doch sehr trügerisch.

Das Heer der Arbeitslosen (und damit Konsumverweigerer) wird im Westen täglich größer und immer neue Firmeninsolvenzen machen die Lage nicht stabiler.

 

Dennoch stehen riesige Summen Gewehr bei Fuß um investiert zu werden. Es gibt also für beide Richtungen gute Argumente. Kann ein steiler Ausbruch nach oben bis jenseits der 5350 bevorstehen? Ja! Kann ein Einbruch bis 4200 kommen? Jederzeit!

 

Hatten die Bären bis letzten Montag noch einen Matchball, ist das Spiel jetzt wieder völlig offen. So unbefriedigend das auch sein mag, so gehört es doch auch dazu ehrlich zu sagen, wenn die Situation schlichtweg nicht mit belastbaren Wahrscheinlichkeiten einschätzbar ist.

 

Hoffen wir, dass wir nächste Woche neue Erkenntnisse haben und nehmen wir bis dahin die wilden Sprünge des hakenschlagenden Dax zur Kenntnis.

 

Ebenso werden wir wohl zum Wochenende einen Wintereinbruch mit Schneefallgrenzen bis 1500 Meter zur Kenntnis nehmen müssen. Es scheint als seien irre Sprünge in diesen Tagen schwer in Mode.

 

Ich wünsche Ihnen ein kalkulierbareres Wochenende und eine erfolgreiche Handelswoche

 

Ihr

 

Dirk Müller

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